„Du sprichst sehr gut deutsch, wie kommt das eigentlich?“, sagte sie plötzlich. „Bisher hast du immer so getan, als könntest du nicht bis drei zählen. Da stimmt doch was nicht!“
„Sie dachten, in Polen gibt keine Schulen? Keine Universität? Sie dachten, alle Polen sind Trottel?“ Es gelang ihm nicht, seine Zunge im Zaum zu halten; die Worte flossen aus seinem Mund, ohne dass er sie zurückhalten konnte. Er lächelte böse. „Die Deutschen haben Hochschulen geschlossen, vorher gab alles. Ich selbst habe Germanistik und Philosophie studiert; ich bin Journalist. Aber ist heutzutage für Polen nicht gesund, zu viel zu wissen.“ Charlotte betrachtete ihn misstrauisch.
„Ich verstehe dich nicht.“
„Nein? Dann will ich erklären. Von Kollegen aus meiner Redaktion es leben nur noch drei, nämlich die, die sind rechtzeitig untergetaucht und hatten gute Freunde. Den Rest haben sie abgeholt, irgendwo draußen in Wald erschossen und verscharrt.“
„Ich glaube dir nicht“, sagte sie heiser. „Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß, reicht das nicht?“ Sie starrten sich an. Das war es dann, dachte Tomasz seltsam unbeteiligt, das bricht mir den Hals, warum konnte ich nicht einfach ruhig sein?!
„Ich glaube dir kein Wort“, sagte Charlotte noch einmal, drehte sich um und ging.

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