PROPAGANDA
Alle Kriegsparteien nutzten die verfügbaren Medien zur Propaganda und gezielten Beeinflussung der Bevölkerung. Zeitungen und Radiosender im Deutschen Reich waren gleichgeschaltet; das bedeutet, dass alle dort veröffentlichten Meldungen von der Regierung kontrolliert wurden und keine kritische Berichterstattung mehr stattfand. Öffentliche Reden von Hitler, Goebbels, Göring, Himmler usw. wurden sehr oft auf allen Radiosendern gleichzeitig life übertragen; jeder Deutsche sollte, musste sie hören. Oft wurde dafür die Arbeit unterbrochen und alle Arbeitnehmer z.B. einer Firma zusammengerufen, damit sich keiner dem gemeinsamen Anhören der Ansprache entziehen konnte. Zu Weihnachten brachten die deutschen Sender eine Sondersendung, zu der per Ringschaltung Wehrmachtssoldaten von allen Standorten, an denen Truppen stationiert waren, zugeschaltet wurden – von Tobruk in Ägypten bis Archangelsk am Polarkreis. Inwieweit das tatsächlich technisch erreicht wurde oder ob es ein Propagandatrick war, scheint nicht mehr geklärt werden zu können. Auf Anordnung Hitlers war mit dem Volksempfänger ein Radio auf den Markt gebracht worden, das sich so gut wie jeder leisten konnte. Obwohl es verboten war und im Laufe des Krieges mit immer höheren Strafen belegt wurde, konnten auch mit dem Volksempfänger sogenannte Feindsender gehört werden. Viele exilierte Künstler, Politiker und Journalisten arbeiteten mit den ausländischen Sendern zusammen.
Neben der Stimme Amerikas und Radio Moskau war besonders der deutschsprachige Dienst der BBC beliebt und wurde Schätzungen zufolge von bis zu 20 % der Deutschen gehört. Alle Sendungen wurden von einem bald schon legendären Klopfsignal eingeleitet, das den Rhythmus des Hauptthemas von Beethovens 5.Sinfonie wiedergab: ta-ta-ta-taaaa! Die BBC hatte (im Gegensatz zu den deutschen und anderen ausländischen Sendern) sehr früh entschieden, keinerlei erfundenen Propagandainhalte zu senden und hatte z.B. in den ersten Kriegsjahren wahrheitsgetreu von den deutschen Kriegserfolgen berichtet. Der Sender galt als absolut zuverlässig, auch als er dann später die deutschen Niederlagen publik machte und etwa über die katastrophale Situation in Stalingrad berichtete, als die deutschen Medien noch unverdrossen Siegeszuversicht verbreiteten. Die BBC bot nicht nur Informationen, sondern auch ein Unterhaltungsprogramm mit Jazz- und Tanzmusik sowie kleinen Hörspielen, in denen der Alltag im Deutschen Reich aufs Korn genommen und kritisch kommentiert wurde (z.B. „Frau Wernicke“ oder „Die Briefe des Gefreiten Adolf Hirnschal“). Thomas Mann wandte sich in mehreren Ansprachen über die BBC an seine deutschen Landsleute, um in scharfer Form die Verbrechen Nazideutschlands anzuprangern. Eine dieser Ansprachen (Heiligabend 1942) wird in dem Roman zitiert.
Während des Krieges wurden Millionen (!) von Flugblättern über dem deutschen Reich abgeworfen, hauptsächlich von Briten und Amerikanern. Auf den Flugblättern wurde über den Verlauf des Krieges informiert, vor Vergeltung gewarnt und zum Widerstand aufgerufen. Selbstverständlich wurde auch der Besitz feindlicher Flugblätter streng bestraft.